Bernhard Kothe:
Schluss-Strich
Über den Umgang der Nachgeborenen mit unserer belasteten Vergangenheit und das Ende der Deutungshoheit
Langjährige Unterrichtserfahrung als Schulleiter der Frankfurter Anne-Frank-Schule offenbarte die Schwachstellen der sogenannten Vergangenheitsbewältigung. Die großen Fragen unserer belasteten Vergangenheit dürfen nicht ohne das Gespür für kindgemäße Antworten und das sensible jugendliche Selbstwertgefühl beantwortet werden.Das Unterrichtsgespräch auf der Basis ausgewählter Texte eröffnete den Spielraum für angstfreien Austausch von Meinungen und Empfindungen – zu sagen, was man denkt, offen zu legen, was bewegt, was ankommt, was befremdet und was irritiert. Da ist kein Platz für halbe Wahrheiten, Denkverbote und Gedenken nach Vorschrift oder Tränen auf Kommando.
Aus dieser Perspektive ist ein Zwischenruf angesagt – gegen Deutungshoheiten und den verflachten, moralisierenden und routinierten medialen und institutionellen Umgang mit der ‚Erinnerungskultur‘ und die oft anmaßende und selbstgefällige Gedenkpolitik.
Bernhard Kothe, Jahrgang 1928, hat noch die NS-Zeit erlebt und bis 1949 die SBZ. Nach dem Studium in West-Berlin war er als Lehrer für Geschichte, Politik und katholische Religion in allen Schulstufen des allgemeinbildenden Schulwesens in Berlin und Frankfurt/Main tätig. Diese Erfahrungen hat er in seinem „Pädagogischen Tagebuch – Über den Umgang mit dem Gedenken an Anne Frank“ (Norderstedt 2008) veröffentlicht.
1. Auflage 2015. 200 Seiten, Paperback
ISBN: 978-3-89846-751-3
ISBN: 978-3-89846-751-3